Verschwundene Schalensteine auf dem Alvier

Im Steigs, etwa zehn Minuten oberhalb Mels, kam seiner Zeit bei Anlegung einer Strasse durch das Weisstannenthal ein Felskopf, aus Sernefit bestehend, zum Vorschein, welcher «eine Menge» kreisrunder Schalen, nebst andern Zeichen aufwies. Unter letztern Sculpturen befand sich auch ein dreifacher Ring, ein damals für die Schweiz höchst seltenes Vorkommniss. …

… Eine weitere Enttäuschung erlebte ich noch in den St. Galler Bergen. Mein Freund, Herr Ingenieur Siegfried Abt, … betheiligte sich an der topographischen Aufnahme für die schweizerische Karte und bemerkte bei dieser Gelegenheit in der Alp Malschül, auf dem Alvier, drei zusammen gruppirte, erratische Blöcke, wovon einer 3 Schalen und einen Kreis, zudem mit einer concentrischen Vertiefung, der zweite ebenfalls 3 und der dritte 5 Schalen aufwies. Der Weg von Wallenstadt über den Alvierpass nach Buchs ist keine Kleinigkeit, besonders wenn man Tags zuvor express zu diesem Zwecke von Genf aus dorthin gereist ist. Man kann sich daher die höchst unangenehme Ueberraschung denken, wie wir (Herr Abt begleitete mich auf dieser Excursion) die betreffende Stelle erreichten und die Steine nicht mehr, dafür aber eine nagelneue Sennhütte trafen. Einer der dort anwesenden Küher bemerkte uns denn auch sofort, dass die drei Blöcke mit noch andern der Umgebung gesprengt und zu Mauern verwendet worden seien.

Die Alp Malschül liegt in einer riesigen Bergmulde, hoch über dem Rheinthal, aber doch schon bedeutend unterhalb der Passhöhe des Alvier. Der Verlust der genannten Sculpturen ist um so mehr zu bedauern, als solche bis jetzt in der Ostschweiz sehr selten vorkommen und dann besonders auch wegen der engen Beziehung der Stellen Malschül und Mels, oder Weisstannenthal zu einander. Vorarlberg, Rheinthal und die Bodenseegegend stehen mit dem Wallenstadtsee-Thal durch den Alvierpass in Verbindung. Die Alp Malschül mit den Sculpturenblöcken war, und ist heute noch, eine ausgezeichnete Orientirungsstelle, von wo aus zwei Wege nach dem Passübergang führen. Auf der andern Seite im Thale angelangt, steuert man über Mels dem Weisstannenthal zu und erreicht auf diese Weise endlich das Glarnerland. Diese kurze Angabe mag genügen, um die Anwesenheit von vorhistorischen Sculpturen auf der Alp Malschül noch mehr zu begründen. Auch im Wallis wurden die bedeutendsten ähnlichen Monumente immer an Passwegen gefunden. Die selbst sehr schwierigen Uebergänge reichen sicher in die Zeit der frühesten Bewohner hinauf …

(Quelle: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, Band 7 1892-1895, B. Reber)

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