Zahlreiche Pässe verbinden das Prättigau mit dem Montafun. Doch dienen dieselben nur in beschränktem Masse dem Verkehr zwischen hüben und drüben; Schmuggler, Jäger und Touristen sind beinahe die einzigen, welche sie noch benutzen. Doch hat es Zeiten gegeben, da wohlbewaffnete Heeresabteilungen herüber- und hinüberzogen; …
Von Ganey gelangt man in nördlicher und nordöstlicher Richtung in die Seewiser Alpen Fasons und Vals und zur Scesaplanahütte auf Tanuor; gegen Westen kommt man nach Stürvis und weiter ins Fläschertal mit seinen lieblichen Seen. An Steller der Alphütten von Stürvis war vor Zeiten ein von 15 Walserfamilien bewohntes Dörfchen. … Sererhard schreibt von Stürvis: «Als ich hieher (nach Seewis, im Jahr 1716) kommen, war noch an dem Kirchlein das halbe Tach und ganze Gewölb zu sehen, so aber jetzund eingegangen und ganz zerfallen ist. Die Häuser waren den Gütern nach zerstreuet. Der Maienfelder Capellan musste zu gewissen Zeiten hineinkommen, Mess zu halten. Der Ort liegt drei gute Stund ob Maienfeld.»
Aus den Maienfelder Alpen Stürvis und Eck kommt man in westlicher Richtung ins Fläschertal mit seinen drei Seelein; rechts erheben sich Grauspitz und Falknis, links das Gleckhorn. Der oberste der drei Seen ist der grösste, unergründlich tief, und wer seine Tiefe messen will, erregt den Zorn der Berggeister. Die Sage erzählt: Ein ruchloser Hirt sprengte einmal eine Kuh in den See. Dieselbe verschwand alsbald auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe des nassen Elementes, und erst nach Jahren kam die Glocke des Tieres im Katharinenbrunnen bei Balzers zu Tage. Der böse Hirt aber sucht in Gewitternächten die Kuh aus den empört aufschäumenden Fluten zu ziehen und erschreckt Vorübergehende durch sein Stöhnen und Jammergeheul.
(Quelle: Alpina 1909. Aus einem Vortrag von Herrn Reallehrer Thöny)