Diese Klagen ((über die unhaltbaren Zustände in den Trilen)) werden wohl erst verstummen, wenn im Piz Sol-Gebiet eine genügende Unterkunftsgelegenheit erstellt sein wird.
(Quelle: SAC Jahrbuch 1906-1907)
Von grossem Interesse für dasselbe ist die Initiative des Sportclubs Ragaz für den Bau einer Hütte am Wangerseeli. Die Notwendigkeit dieser Hütte, besonders für den Wintersport, ist durchaus erwiesen.
(Quelle: SAC Jahrbuch 1912-1913)
Unterkunftsverhältnisse am Piz Sol
Die Sektion Piz Sol hat seit vielen Jahren in den Alpen Gaffia und Lasa sogenannte Trilen erstellen und unterhalten lassen, wodurch die Besteigung des Piz Sol erleichtert und die Unterkunft in den Alphütten einigermassen ermöglicht wurde. Die Trilen, kleine am Dachgebälk aufgehängte Böden, sind in offenen Ställen direkt über dem Vieh angebracht. Mit möglichster Vorsicht watet man mitten durch den tiefen Stallschmutz der Leiter zu, folgt den Spuren, die der Vordermann auf derselben hinterlassen hat, nach, stampft ein wenig auf ihm herum, und verkriecht sich dann auf der 10 cm hohen Heuschicht. Nicht fein, aber mein, die Tril gehört ja uns, der Sektion Piz Sol und auf den von den Hirten aufgewärmten Decken steht S. A. C. Lange waren wir mit dieser Einrichtung zufrieden und die Sennen auch. Nicht aber der Piz Sol, er ist indessen nobler geworden, empfängt Besuche von Zürich und von draussen, und im Winter ist er ein Skiberg par excellence. Die Sektion hat diesem raschen Aufschwung nicht folgen können. Die Herren Gäste schimpfen, was das Zeug hält über die miserablen Unterkunftsverhältnisse, die Sennen tun dasselbe über die vielen Touristen, die sie im Sommer aus dem Schlafe scheuchen und ihnen im Winter die Hütte verkochen. So kommt die Sektion in ein Kreuzfeuer, das auszuhalten eine gewisse Gutmütigkeit brauchte, deren wir uns nicht gerne rühmen liessen. Schliesslich kommt noch der Sportklub Ragaz, hält uns den Revolver unter die Nase und sagt: Willst Du freiwillig und ungezwungen an Deinem Namensberg eine Hütte bauen? sonst baue ich eine. Ich will bauen!, ich will bauen! sagt die versammelte Sektion. Aber wie, wo und mit was? Wir haben kein Geld, der S. A. C. hat, wie uns mitgeteilt wurde, auch kein Geld, d.h. er braucht es für anderes. Die Hütte ist ja nicht einmal auf dem Bebauungsplan. Dafür sind aber die zwei schwarzen Pünktlein, die schönen Trile auf Gaffia und Lasa drauf. Die braucht man nur auszuradieren und dafür beim Wangserseeli einen grossen roten Tupf hinzumachen. Das erstere ist in Wirklichkeit bereits geschehen.
Die Sektion hat nach langen Unterhandlungen an die Alpkorporationen von Gaffia und Lasa Schreiben folgenden Inhaltes erlassen müssen.
„In Anbetracht Ihrer Forderungen in den neuen Vertragsentwürfen, dass die Sektion Piz Sol jede Verantwortung für das Treiben aller Touristen übernehmen soll, sehen wir davon ab, den Vertrag zu erneuern. Wir werden die Institution der Trile, die sich infolge des grossen Touristenverkehrs nicht mehr bewährt, eingehen lassen. Es steht Ihnen frei, die deponierten Decken und das Essgeschirr uns zurückzugeben oder dasselbe für Notfälle aufzubewahren unter ausdrücklicher Wahrung des Eigentumsrechtes der Sektion Piz Sol. In der „Alpina“ und den Lokalblättern werden wir veröffentlichen, dass sich die Sektion Piz Sol jeder Verantwortung für die Unterkunftsverhältnisse auf Gaffia und Lasa entschlägt.“
Wie nun aber der grosse rote Tupf an den Wangsersee kommt, wissen wir noch nicht. Die Sektion Piz Sol kann die Hütte, zu deren Bau sie sicher moralisch verpflichtet ist, nur mit Unterstützung des Schweizer Alpenklub erstellen. Welche Dringlichkeit dieser nun dem neuen Projekt zu geben beliebt, wird uns freuen, aus den weitern Diskussionen zu vernehmen. Es muss für diese allgemeine Beurteilung der Frage noch einmal hervorgehoben werden, dass die Sektion Piz Sol als Landsektion mit weit auseinanderliegenden Ortschaften unter sehr ungünstigen Verhältnissen arbeitet und dass sie sich mit einem weitern Hüttenbau Lasten auferlegen muss, denen sie nicht ohne Besorgnis entgegensieht. Wir müssen also zum vorneherein bitten, uns nicht unlautere Motive, Unbescheidenheit oder einseitige Sportinteressen in die Schuhe zu schieben.
Für den Vorstand der Sektion Piz Sol: Der Präsident: J. Knecht. Der Aktuar: H. Bernold, Ing.
(Quelle: Alpina 1913, S. 147f.)
Mitteilungen des Central-Comité – Unterkunft am Piz Sol
Die Sektion Piz Sol benachrichtigt uns, dass die von ihr errichteten sogenannten „Trielen“ auf Lasa- und Gaffiaalp, die bis anhin gute Stützpunkte für die Besteigung des Piz Sol waren, für die Zukunft nicht mehr als Unterkunftsstätten in Betracht kommen können. Die dortigen Alpgenossenschaften haben genannter Sektion, angeblich wegen vorgekommenen Eigentumsbeschädigungen durch Touristen, das Benützungsrecht ihrer Alphütten, wo diese Trilen eingerichtet waren, auf kommendes Jahr gekündigt. Wir bitten daher unsere Clubgenossen, auf dem Clubhüttenbebauungsplan die Punkte 97 (Lasa) und 98 (Gaffia) zu streichen.
Die Sektion Piz Sol wird mit Beistand des C. C. bestrebt sein, Mittel und Wege zu einer befriedigenden Lösung dieser dringenden Unterkunftsfrage zu suchen.
Chur, 15. November 1913
(Quelle: Alpina 1913, S. 252)
Mitteilungen des Central-Comité
Nachträge zu Hüttenbebauungsplan
Hütte am Piz Sol. Wie aus den Mitteilungen des C. C. in der Alpina vom 15. November zu ersehen ist, müssen die bisher bestandenen und von der Sektion Piz Sol in den Alphütten von Lasa und Gaffia gemieteten Unterkunftsräume zufolge Kündigung der betreffenden Alpgenossenschaften aufgehoben werden. Dieselben sind also im Hüttenbebauungsplan als nicht mehr benutzbar zu streichen. Auf Wunsch des Vorstandes der Sektion Piz Sol fand Mitte Oktober durch ihre Abgeordneten und dem Hüttendelegierten des C. C. ein Augenschein in jenem Gebiete statt, dessen Zweck war, eventuell einen passenden Bauplatz für eine Schutzhütte, die dem Besuch der interessanten Gebirgsgruppe der grauen Hörner dienen könnte, ausfindig zu machen. Als solcher wurde eine Stelle am Wangserseeli, am Westhang von Punkt 2248 bezeichnet. Die Frage, ob eine Hütte, nachdem jede andere Unterkunftsmöglichkeit ausgeschlossen ist, notwendig sei, muss ohne weiteres entschieden bejaht werden. Sie ist schon im Hinblick auf den zahlreichen Besuch der grauen Hörner im Sommer, vielmehr aber noch wenn man bedenkt, dass der Piz Sol als Skiberg ersten Ranges im Winter oft bestiegen wird. Ein Aufstieg von 8-9 Stunden ohne Uebernachten ist aber nur ausserordentlich leistungsfähigen Touristen möglich, für alle andern aber sind die Anstrengungen zu gross, um noch einen Genuss von der Abfahrt zu haben.
Gestützt auf die Gutachten competenter Klubmitglieder, nimmt das C. C. nun das Projekt einer Piz Solhütte unter Nummer 98 a mit 2. Dringlichkeit in den Hüttenbebauungsplan auf.
(Quelle: Alpina 1913, S. 284f.)
Sektion Piz Sol. … Die Frühjahrsversammlung … beschloss ferner, dem Bau einer Klubhütte am Piz Sol näher zu treten. …
Klubhütte am Piz Sol. Die Chancen für den Bau dieser Hütte haben im Laufe dieses Jahres bedeutend gewonnen. … das Zentralkomitee … hat sich von der Notwendigkeit des Hüttenbaus und von der richtigen Wahl des Bauplatzes überzeugen lassen und die Hütte mit zweiter Dringlichkeit in den Bebauungsplan aufgenommen. Auf eine Umfrage bei den ostschweizerischen Sektionen über die Stimmung zu diesem Hüttenbau wurde uns eine solche Menge zustimmender Antworten zuteil, dass das neue Zentralkomitee zu der Einreihung in die erste Dringlichkeit veranlasst werden konnte und beschlossen hat, die Klubhütte am Piz Sol der nächsten Delegiertenversammlung zur Subvention zu empfehlen. Mit diesem Beitrag und den eigenen Mitteln werden wir an die Bausumme, die zirka Fr. 14,000 betragen wird, etwa Fr. 9000 erhalten. Rechnen wir damit, etwa Fr. 2000 als Darlehen aufnehmen und aus dem Ertrag der Hütte verzinsen und amortisieren zu können, so werden wir noch etwa Fr. 3000 durch freiwillige Beiträge zu decken suchen müssen.
(Quelle: SAC Jahrbuch 1913-1914)
… Im Bau befinden sich zurzeit die Piz Sol-Hütte und die Dammahütte. Beide Bauten gehen ihrer Vollendung entgegen.
Sektion Piz Sol. … Die Sammlung von freiwilligen Beiträgen für den Bau der Klubhütte am Wangserseeli hat bis jetzt die Summe von zirka Fr. 1800 ergeben. … Die Arbeiten zum Bau der neuen Klubhütte am Wangsersee wurden im Monat Juni an Handwerker von Mels, Sargans und Wangs vergeben und sofort in Angriff genommen. Anfang November konnte sie dem Betriebe übergeben werden. Noch fehlt dem Bau die letzte Hand. Bis zum Jahresschluss wies die neue Hütte bereits eine Besucherzahl von 91 (darunter 50 S. A. C.-Mitglieder) auf.
(Quelle: SAC Jahrbuch 1914-1915)
Die neue Clubhütte am Piz Sol (2230m)
Träumerisch liegt im Sommer der sagenumwobene Wildsee (2436 m) inmitten nackter Felsenzacken; in seinen tiefdunkeln Wassern spiegeln sich der Piz Sol mit seiner weissen Gletscherbrust und ein Dutzend zerrissener Berggesellen; in der tiefen Felsenwiege sorglich eingebettet, vermögen die hoch über dem umrahmenden Zackenkranz hinziehenden Stürme kaum seine Oberfläche zu kräuseln. Friede und Ruhe atmet hier die Schöpfung, und stille Erhabenheit nimmt den Bergwanderer gefangen.
Des Winters Kälte aber schlägt die Perle unserer sarganserländischen Alpseen in eisige Banden, und das stille Bergidyll wird zum bewegten, sportlichen Tummelplatz. Hei! wie der pulverige Schnee meterhoch aufwirbelt, wenn ganze Abteilungen Skifahrer in kühnen Schwingen die steile Abfahrt über den Piz Sol-Gletscher nehmen, und die sausende Wucht die sichern und glücklichen Läufer in mühelos auslaufender Fahrt über den ganzen See trägt!
Sommertourismus und Wintersport haben den Piz Sol, überhaupt das Gebiet der Grauen Hörner im St. Galler Oberlande schon längst zum stark besuchten Wallfahrtsorte begeisterter Naturfreunde und skigewandter Sportsleute gemacht. Im Sommer bietet das Gebirgsmassiv zwischen dem Tamina-, Calfeisen- und Weisstannental vermöge seiner ausserordentlichen Vielgestaltigkeit im Aufbau, seiner reichhaltigen und abwechslungsvollen Flora und seiner interessanten Fauna (Steinbockkolonie) dem Bergsporte in jeder Richtung lohnende Ziele, deren Reiz durch den Sagennimbus der zahlreichen Bergseen noch verklärt und gesteigert wird. Die leichte Zugänglichkeit und Gefahrlosigkeit des Piz Sol und seines ausgedehnten Alpgebietes (wenige Gipfel und Hänge ausgenommen) machen die Grauen Hörner dem Ungeübten besonders wertvoll, während andererseits die Zerrissenheit und Zerklüftung der Hochgipfel den höher gespannten Wünschen routinierter Alpenclubisten ein dankbares Feld für Entfaltung weiterreichender Kräfte eröffnet.
Im Winter ist der Piz Sol ein Skiberg idealster Art. Die in alpinen Kreisen hoch angesehene Abfahrt vom Fusse des Piz Sol-Gipfels über den Piz Sol-Gletscher und über dem schon erwähnten Auslauf über den Wildsee, desgleichen die Abfahrt vom Wangsersee, dem Standort der neuen Hütte, über die Gaffia nach Wangs suchen ihresgleichen. Diese beiden Abfahrten waren es auch, die dem Piz Sol unter den Skifahrern der Ostschweiz und selbst Süddeutschlands so viele Freunde und Bewunderer werben. Und es wären ihrer noch viel mehr geworden, wenn die Unterkunftsverhältnisse in diesem Skigebiet bessere gewesen wären.
Aber das war die schlimme Kehrseite des herrlichen Skigebietes. Wohl hatte der Sportclub Ragaz seit Jahren in der Winterschutzhütte am Schwarzbühl für seine Mitglieder ein bescheidenes Skiheim unterhalten und auch allen andern Skifahrern zur Verfügung gestellt. Aber die Schwarzbühlhütte (1670m) genügte bei weitem nicht dem Andrange. Zu 20 und mehr im Winter in einem Raume zu übernachten, der nur für 10 Mann bequem eingerichtet ist, gehört nicht zu den Annehmlichkeiten einer Skitour.
Als daher die Sektion Piz Sol aus Begeisterung für die Sache und um den unhaltbaren Unterkunftsverhältnissen gründlich abzuhelfen, die Initiative ergriff, um im Gebiete ihres Namensberges eine Clubhütte zu bauen, da fand ihr Gedanke nicht nur die freudige Zustimmung aller alpinen Kreise der Ostschweiz, sondern auch volles Verständnis für die Bedürfnisfrage der Hütte beim Zentralkomitee des S. A. C., und die Delegiertenversammlungen des S. A. C. in Bern und Basel bewiesen dem geplanten Hüttenbau ihre volle Sympathie durch einstimmige Genehmigung der Haupt- und Nachsubvention.
So ward das schöne Werk gesichert, und heute steht die neue «Piz Solhütte» da, ein einladend und gastlich Bergheim für frohgemute Sommer-Bergwanderer und Winterkälte trotzender Schneeschuhläufer, das Ergebnis opferfreudiger Clubisten in und ausserhalb der Sektion Piz Sol, des wohlwollenden Entgegenkommens des Zentralkomitees und des S. A. C. und der verdankenswerten Mithülfe uns nahestehender Kreise.
Der Platz, auf dem die Hütte gebaut wurde, ist geradezu ideal zu nennen. Wie er sich in der Praxis, besonders in Bezug auf die Wasserverhältnisse, bewähren wird, mag die Zukunft lehren. Auf freistehender Kuppe steht der Bau, dem Anhänger des Heimatschutzes zu Gevatter gestanden haben, aus Bruchsteinen und Findlingen fest gefügt, das Dach nach Berglerart mit Steinen stark beschwert. Zu Füssen, 30 m tiefer, liegt der kleine Wangsersee (2200 m), in grünen Alpentriften eingebettet; über ihn schweift der Blick zum Rätikon hinüber und bleibt, nach Süden drehend, die tiefe Kluft des Taminatales überbrückend, an der breiten Stirne des Piz Kesch und seiner Engadinergenossen hängen. Westwärts türmen sich in unmittelbarer Nähe die Zacken und Gräte und Zinken der Grauen Hörner schwerwuchtend empor; die klaffende Wildseelücke weist den Weg unfehlbar zum Piz Sol. Im Norden aber blinkt in weiter Ferne ein Stück des Bodensees auf, und der Blick verliert sich im dämmerigen Dunste des schwäbischen Hügellandes. Man möchte eine Stunde lang vor der Hütte sitzen und betrachten, bewundern und träumen von des Schweizerlandes Pracht!
Nun die Hütte selber. Sie ist zweistöckig, enthält im ersten Stock den Wohnraum mit Küche, den für die Mitglieder des S. A. C. reservierten Schlafraum (8 Plätze) und den Damenraum (6 Plätze); im obern Stock den allgemeinen Schlafraum (20 Plätze). Die Einrichtung der Hütte ist durchaus modern und bis auf einige Kleinigkeiten vollständig; das enthebt mich der Aufgabe, alle die hundert nützlichen Dinge zu erwähnen, die dem Clubisten, besonders im Winter, den Aufenthalt in der Clubhütte so heimelig gestalten und sie ihm für einige Stunden zum heimischen Herde machen. Für die klaglose Instandhaltung der Hütte wird der neugewählte Hüttenchef, Herr Sekundarlehrer Grosjean (Telephonaufruf: Ragaz, Nr. 84), ein Kenner in Dingen, besorgt sein. Die Hütte ist nicht bewirtschaftet. Dagegen wird der Hüttenwart, Herr Ferdinand Wyss, Wagnermeister in Wangs (Telephonaufruf: Mels Nr. 17) an allen Tagen, die einen starken Besuch der Hütte erwarten lassen, oben zur Verfügung der Touristen stehen.
Für den Aufstieg zur Hütte kommen die Bahnstationen Sargans und Ragaz in Betracht. Die Anmarschzeiten zur Hütte sind ungefähr folgende (wobei für den Winter immer normal gute Schneeverhältnisse vorausgesetzt sind):
Von der Station Sargans aus (über Wangs):
im Sommer: 5-6 Stunden, im Winter: 6-7 Stunden.
Von der Station Ragaz aus:
im Sommer:
a) über Schwarzbühlhütte (2 ½ bis 3 Std.) zur Piz Solhütte total 4 ½ bis 5 ½ Stunden;
b) über Muttberg-Alp Pardiel (1708 m) 4 ½ bis 5 Stunden;
c) über Valens-Alp Lasa 5-6 Stunden;
im Winter:
zur Schwarzbühlhütte 3-4 Stunden, zur Piz Solhütte 2 Stunden, total 5-6 Stunden.
Die Wege über Muttberg und Valens sind der steilen Hänge wegen im Winter nicht ratsam. Der Weg über die Winterschutzhütte am Schwarzbühl (1670 m, Matratzenlager, Decken, Holz, Platz für 10 Personen) wird jedem Clubisten genehm sein, die unterwegs einen Stütz- und Ruhepunkt gerne benützen oder die erst mit späten Abendzügen in Ragaz ankommen können und nicht über Mitternacht hinaus marschieren wollen. Der Weg über Schwarzbühl nach der Piz Solhütte ist vorzüglich markiert (Stangen mit roten Brettchen).
Die Piz Solhütte ist vom Zentralkomitee des S. A. C. kollaudiert und für gut befunden worden. Sie ist damit der allgemeinen Benützung offiziell übergeben. Wir zweifeln nicht, dass nun über die Weihnachts- und Neujahrstage bewegtes Skileben am Wangsersee droben herrschen und dass die neue Hütte zum mächtigen Impuls für die Besucher des prächtigen Piz Solgebietes werden wird. Darin liegt dann auch die Genugtuung und der Dank für die Sektion Piz Sol und deren Baukommission und aller derer, die sich in uneigennütziger Weise für das Zustandekommen des neuen, schönen Bergheims bemüht und Verdienste erworben haben.
(Quelle: W. Wirth in: Alpina 1915, S. 236f.)
… Während bei unsern grossen Schwestervereinen einige der schönsten Klubhütten dem Kriege zum Opfer fielen, waren wir in der beneidenswerten Lage, folgende Neu-Einweihungen vorzunehmen:
1. Die Piz Sol-Hütte der Sektion Piz Sol am Wangserseeli mit 35 Schlafplätzen, Totalkosten Fr. 22,300, Subvention der Zentralkasse Fr. 11,000.
Sektion Piz Sol. Ein ausgiebiges Traktandum bildete immer noch der Bau der Piz Sol-Hütte, deren am 2. Juli erfolgte Einweihungsfeier als ausserordentliches Ereignis hier vermerkt werden mag. … Der Betrieb unserer beiden Klubhütten am Spitzmeilen und Piz Sol war im allgemeinen ein befriedigender. Gröbere Beschädigungen an Hütten und Inventar sind nicht zu verzeichnen, dagegen wurden in beiden Hütten die Notproviantdepots mutwillig geplündert. In einem Falle konnte gegen die Fehlbaren Strafklage eingeleitet werden.
(Quelle: SAC Jahrbuch 1916)
Die Einweihung der Piz Solhütte am 1. und 2. Juli 1916
Kriegslärm an der Grenze, völkermordendes Ringen in fast ganz Europa – und Einweihungsfeierlichkeiten im st. gallischen Oberlande: Gegensätze, über die vielleicht nicht jeder von schweren Gegenwartssorgen bedrückte Schweizer ohne weiteres hinwegkommt! Aber gemach im Urteil. Was sich am ersten Juli-Sonntag dort oben am Fusse der schneegekrönten Grauen Hörner abspielte, war nicht rauschende Lustbarkeit, war vielmehr verdientes Geniessen nach ausgiebiger körperlicher Anstrengung, war reine selbstlose Freude am gelungenen Werke, war vielleicht, ohne dieses Moment gerade in den Vordergrund stellen zu wollen, doch eine kleine Tat im Dienste des Vaterlandes. Oder ist die Förderung des Alpinismus nicht ein hervorragendes Mittel zur Weckung des Patriotismus? Weckt das Erfassen und das Insichaufnehmen der alpinen Schönheiten unseres Alpenlandes nicht Liebe und Begeisterung zum Vaterlande? Schenkt nicht die Stählung des Körpers und die Ueberwindung der Schrecken des Gebirges dem Lande Männer, auf die es sich in Zeiten schwerer Gefahr verlassen kann?
Darum machte sich die Sektion Piz Sol keine Bedenken, das jüngste Kind unter den schweizerischen Alpenschutzhütten mit einer bescheidenen Feier aus der Taufe zu heben. Zwar war die Piz Solhütte schon seit dem Dezember 1915 dem Betriebe übergeben worden (siehe Alpina vom 15. Dezember 1915); denn obwohl noch nicht fertig ausgebaut, wollte die Sektion Piz Sol die Hütte dem Skisport am besungenen Piz Sol nicht einen Winter länger vorenthalten. Und sie hat gut daran getan. Die Hütte hat an schönen Sonntagen stets ausserordentlichen Besuch aufgewiesen, zweimal an die 50 Skifahrer gleichzeitig, der beste Beweis für die Dringlichkeit des Hüttenbaues.
Als daher Ende Juni der unermüdliche Hüttenchef endlich melden konnte, die Hütte ist fertig, da flog die Einladung an die Sektionen des S. A. C. zur Teilnahme am Einweiheakte. Und sie fand über Erwarten dankbaren Anklang. Ausser dem Zentralkomitee (vertreten durch den Zentralhüttenchef Herrn Rau, den Chef des alpinen Rettungswesens Herrn Dr. Galli und den Aktuar des C. C., Herrn Direktor Hartmann und den Zentralsekretär Herrn Michel) hatten 18 Sektionen des S. A. C. aus allen Teilen der Schweiz von der Ostschweiz bis zum Jura und dem Monte Ceneri dem Rufe Folge geleistet, nicht eingerechnet die eigenen Mitglieder der Sektion Piz Sol und die Vertreter der am Gebiet des Hüttenbereiches beteiligten Behörden.
Der Vorabend (Samstag, den 1. Juli) gestaltete sich zu einem feuchtfröhlichen Stelldichein der geladenen Clubgenossen. An allen Anstiegsrampen stiegen sie im Verlaufe des Nachmittages und des Abends empor, von Sargans-Wangs über die Gaffia, über Valens-Alp Lasa, die meisten über Ragaz-Alp Pardiel, dem schmucken Hüttchen zu, das in seiner soliden, bodenständigen Bauart sofort die Ankommenden für sich gefangen nahm. Und es war ein herrliches Wandern über die grünenden Alptriften, die im Frühschmucke von tausend und abertausend graziösen Soldanellen und zierlichen Primeln, von farbenglühenden Alpenrosen und Anemonen, von gelben und weissen Ranunkeln und zu Polstern zusammengeduckten Silenen und Azaleen prangten. (Die Laufböden sind im Juli ein Dorado für den Botaniker!). Was verschlug’s, dass ein scharfer Gewitterguss die eine oder andere Clubistengruppe erwischte und die Wasserdichtheit der Loden auf eine harte Probe stellte: ein echter Alpenclubist schert sich um derartige kleine Zwischenfälle, wenn man einer Clubhütteneinweihung entgegengeht, nicht.
Der Abend brachte ein urwüchsiges Hüttenleben in der heimeligen, braunen Stube. Die gediegene, schmucke Einrichtung des neuen Bergheims berührt jedermann auf das angenehmste. Man erinnert sich schwer, je behaglicher, fürsorglicher am Berge beherbergt worden zu sein. Man spürte es: jeder Clubist fühlte sich zu Hause, und diesem Bewusstsein entsprang die warme Fröhlichkeit, die den ganzen Abend charakterisierte. Jede Stunde neue Gäste bis in den Morgen hinein. Immer neues Händeschütteln mit alten Kameraden, denen man da und dort schon auf Gipfeln begegnet ist. Ein gesunder Humor zieht wie ein frischer, würziger Hauch durch die Clubisten, die das letzte Plätzchen der Hütte füllen; ein guter Tropfen Maienfelder mundet hier oben vortrefflich. Schalkhafter Witz fliegt herüber, hinüber; es klingt das Lied vom Berge und vom Vaterlande, und fröhliches Murmeltier geht durch alle Räume. Nicht jedem ist lange Nachtruhe beschieden! Denn früh schickt hier oben der Tag seine glühende Hochwacht aus; es gilt, dem Namensberg der Hütte, dem Piz Sol auf den Leib zu rücken. In langen Kolonnen, gegen 60-70 Mann, krabbelt’s an den steilen Schneehängen gegen die Wildseelücke hinan und verschwindet im Felsentrichter, wo der Wildsee noch in Eises Banden ruht und die Gletscherbrust des Piz Sol herüberleuchtet. Glückliche Menschen, die dort oben, im reinen Blau des Aethers, Sonntagmorgen feiern dürfen!
Der Vormittag bringt fortwährend neue Gäste; von allen Seiten wandert’s hinauf, Clubisten in braunen Locken und weissen Haaren (sogar den Senior der Sektion St. Gallen, Herrn Studer-Lenz, lockte es noch trotz 77 Jahren hinauf!), Männer, Frauen, Kinder aus der Talschaft; sie alle wollen mitfeiern, sich mitfreuen, wie das Wetter, das sich wunderbar hält. Eine ganze Berggemeinde ist’s, die sich allmählich um die Hütte sammelt, zwanglos sich lagernd, plaudernd, staunend, behagliche Ruhe geniessend.
Es ist 12 Uhr, als sich alles vor der Hütte staut, und der kurze Einweihungsakt beginnt. Der Präsident der Sektion Piz Sol, Herr Dr. Jäger, Ragaz, betritt die Veranda beim Eingange zur Hütte, und schlicht und ungeschminkt begrüsst er alle, die heute zur frohen Hütte herauf gepilgert sind; er spricht von der Entwicklung des Alpinismus im Piz Solgebiet, von den Männern, die sich zuerst um die Erforschung und Bekanntmachung der Grauen Hörner verdient gemacht haben, vom Sommertourismus und Wintersport, von der Unzulänglichkeit der Unterkunftsverhältnisse im Clubgebiet, von dem ersten Auftreten des Gedankens eines Hüttenbaues im Piz Solgebiete, von den mannigfachen Mühen, Enttäuschungen und vom arbeitsreichen Ringen, bis die Hütte in ihrer Gestalt und am jetzigen Platze der Oeffentlichkeit übergeben werden konnte, von den Mitgliedern der Sektion Piz Sol, die sich in besonderer und uneigennütziger Weise um den Bau und die Ausführung der Hütte verdient gemacht haben. „Piz Solhütte taufe ich dich“ und schäumend fliesst das Taufwasser über das feste Gemäuer, die Schweizerflagge steigt flatternd am hohen Maste empor, und hell und begeistert ertönt das Hoch auf das hehre Alpenland, dessen Schutz und Schirm die Hütte anvertraut wird.
Dann übergibt er die Schlüssel zur Hütte dem Zentralhüttenchef des S. A. C., Herrn Rau, der im Namen des Gesamtclubs ideellen Besitz von der Hütte ergreift, zum Zeichen, dass jeder Clubist, der das Ehrenzeichen des S. A. C. mit Ehren trägt, Hausrecht in der neuen Hütte geniesst gleich der Erbauerin. Er unterstellt aber seinerseits die Hütte wieder dem öffentlichen Gebrauche und dem Schutze der Oeffentlichkeit und dankt der Sektion Piz Sol für das Einfügen eines neuen Gliedes in den Kranz der schweizerischen Clubhütten, einer Hütte, die in ihrer bodenständigen, von dem bisherigen Stile abweichenden Bauart ein Schmuckstück unter ihren Genossinnen bildet. Und während von der Südoststrecke des Alpenkranzes dumpfer Kanonendonner entgegentönt, gedenkt der Redner dankbar der Männer, die inmitten des furchtbaren Ringens der Nachbarvölker das schweizerische Staatsschiffchen mit fester, unentwegter Hand durch die Brandung und Wirrnisse innerer und äusserer Geschehnisse leiten. Sein Hoch gilt dem S. A. C. und dem Schweizerlande. Und wie ein Andachtschor klingt aus über hundert Kehlen Zwyssig’s Schweizerpsalm über die Berge hin und tönt von den Felswänden wieder.
Der kleine Festakt ist zu Ende, und nun lagert sich alles in malerischen Gruppen auf einer kleinen Ebene einige Meter von der Hütte entfernt. Hei, wie schmeckt die dampfende Suppe und das frugale Mahl, das den Teilnehmern samt einem herrlichen Tropfen Maienfelder aus dem Marschallgute angeboten wird. Noch manches kräftige Wort von den Alpen, von örtlichen Volksbräuchen, vom Vaterlande fällt unter freiem Himmel und findet warmen Widerhall in empfänglichen Gemütern. Verdankt seien hier noch im besondern die warmen Worte, die Herr Tobler namens der Patensektion St. Gallen der Sektion Piz Sol und ihrem neuen Kinde widmete. Schade, dass die Zeit so rasch verfliegt und die Festteilnehmer nach drei Uhr genötigt sind, aufzubrechen, um die Abendzüge in Ragaz und Sargans zu erreichen.
Das Festchen ist verrauscht, die neue Piz Solhütte aber steht da, ein Wahrzeichen alpiner Errungenschaft und tatkräftigen Zusammenarbeitens, ein Hort, den Müden aufzunehmen, den Hungrigen zu stärken, den Durstenden zu laben, den Verunglückten zu bergen. Sie wird ein mächtiger Ansporn zur Erschliessung des vielgestaltigen Gebietes der Grauen Hörner für den Sommertourismus und hauptsächlich für den Skisport werden und wird nach diesen beiden Richtungen hin sicherlich alle die vielen Mühen und Opfer an Arbeit, Zeit und Geld reichlich lohnen, die der Bau der Hütte erforderte. Dieser Erfolg ist aber auch der schönste Preis für den Schweiss der Edlen!
(Quelle: W. Wirth in: Alpina 1916, S. 149f.)
Aussen und innen heimelig
Die Hütte ist auf dem Topographischen Atlas noch nicht eingezeichnet; sie befindet sich auf der aussichtsreichen Kuppe ungefähr 150 m westlich des Wangserseeli.
Der prächtige, massive, aussen und innen heimelige Bau bildet abgesehen von den zahlreichen Bergbesteigungen, Grat- und Passwanderungen, die sich von hier ausführen lassen, bei seiner herrlichen Lage im Angesichte der malerischen Verrukanofront der Wildsee- und Schwarzseehörner, der Zaneihorn-Monte Lunakette, des Calanda und der blauen Tiefe des St. Galler Rheintales ein eigenes würdiges Wanderziel.
(Quelle: Friedrich Wilhelm Sprecher in: Clubführer durch die Graubündner Alpen. 1. Band 1916, S. 39)
Keine Milchkuh mehr und Ärger mit dem Telefon
Es scheint, dass die Piz Solhütte etwas von Milchschwemme hat läuten hören und glaubte, diesem Übelstand abhelfen zu müssen. Wenigstens hat sie 1937 ihr Amt als Milchkuh eingestellt. Der Winter war wohl schneereich, aber ausgerechnet am Wochenende schneite und stürmte es nach Noten, sodass der Besuch weit unter den Erwartungen blieb. Dabei macht sich natürlich auch bemerkbar, dass man nun am Piz Sol weiter unten an nicht weniger als vier Orten einkehren und übernachten kann. Gerade bei schlechtem Wetter ziehen es die wenigen Unentwegten vor, in den untern Häusern Unterschlupf zu suchen.
Für das Telephon drängte sich die Erstellung einer neuen, betriebssichern Leitung ab Skihaus Zürich auf. Die Arbeiten konnten im Herbst kurz vor dem Einschneien fertig gestellt werden und haben sich bis heute gut bewährt. Der Vorstand ist allerdings mit seiner Absicht, die Leitung direkt ins Aufstiegtrasse hineinzuverlegen, um gleichzeitig eine gute Wegmarkierung zu haben, nicht durchgedrungen. Die Telephonverwaltung fürchtete Haftpflichtansprüche, wenn bei einem event. Drahtbruch ein Unfall passieren sollte. Es scheint, dass sie in dieser Beziehung Erfahrungen hat. Nun ist die Leitung etwas abseits der Route auf soliden A-Blöcken montiert mit einer maximalen Spannung von 250 m. Das unglückliche Verfahren mit der Weitspannung über das Valaistobel wurde endgültig aufgegeben, nachdem es sowohl uns als auch der Verwaltung grosse Kosten verursacht hat. An die Erstellungskosten der neuen Linie mussten wir rund Fr. 700 bezahlen, was sich natürlich in der Betriebsrechnung entsprechend auswirkt. Angesichts dieser unangenehmen Lage haben wir uns auch die Frage vorgelegt, ob man nicht auf das Telephon überhaupt verzichten wolle. Ein reibungsloser Verkehr ist aber ohne dieses Hilfsmittel im Winter nicht mehr denkbar, umso weniger, als auch alle andern Unterkunftsstätten am Piz Sol angeschlossen sind.
(Quelle: Hans Schmid in: Piz Sol Klubnachrichten, II. Jahrgang, Nr. 7, Juli 1938, S. 50f.)
Einweihungsfeier der neuen Pizolhütte am 8./9. Oktober 1932
Wie aus dem Grat gewachsen und mit dem Berg organisch verbunden steht heute die Piz Solhütte als Hochwacht am Eingang zum Piz Sol. Ebenso schön und zweckmässig ist die Frage des Innenausbaues gelöst worden. In den hellen Stuben laden die heimeligen Nischen mit den weissen Ahorntischen zum Verweilen ein. Der braune Kachelofen strahlt Wärme in den Raum. Vorhänge und Kissen, gestiftet vom Schweiz. Frauenalpenklub, geben ihm ein wohnliches Aussehen. Die trefflich ausgestattete Küche mit dem grossen Doppelherd und dem laufenden Brunnen gewährt auch bei Stossbetrieb ein speditives Arbeiten. Aber auch der Hüttenwart soll im Heim einen eigenen Platz haben, wo er wirklich daheim ist. Gleich neben der Küche ist ein wohnlicher, abschliessbarer Raum für ihn eingerichtet. Im zweiten Stock befinden sich in hohen, weiten Räumen die Lager, aufs beste mit modernen Matratzen ausgerüstet und mit Wolldecken versehen. Über allem wölbt sich das lärchene Schindeldach, getragen von weitspannenden Hetzerbindern, welche den Raum nicht einengen. Das ganze ist ein Bergheim, wie es sich der Bergsteiger nur wünschen kann, vom Skiraum im Kellergeschoss bis unter das Dach voll Sonne und Licht, ein Haus, auf das der S. A. C. und mit ihm die Sektion Piz Sol stolz sein darf.
(Quelle: Hans Müller in: Festschrift 75 Jahre Sektion Piz Sol S. A. C. 1873-1948, S. 50)
Für den geruhsamen Tourenfahrer abseits der Heerstrasse ist der Piz Sol erledigt. Mit dieser Tatsache müssen wir uns abfinden. Aber ebenso klar ist, dass wir unsere Freude an der winterlichen Natur weiter geniessen wollen. So sind wir wohl oder übel gezwungen, nach neuen Zielen Ausschau zu halten. Dabei müssen wir uns aber vor Augen halten, dass das neue Gebiet relativ lawinensicher sein muss und dass die Touren auch für Leute ausführbar sind, die nicht über allzuviel „Zeit im Geldbeutel“ verfügen. […] Ich meine damit das Skigebiet rund um die Spitzmeilenhütte. Der sonst für 1 ½ Tage sehr weite Zugang zur Hütte ist in den letzten Jahren stark verkürzt worden: Postauto in die Flumserberge (vom nächsten Winter an die Schwebebahn Unterterzen-Tannenbodenalp), Ski- und Sesselilift zum Maschgachamm, Skilift Tannenheim-Alp Prod. Nachdem nun noch unser Ehrenmitglied, Herr Max Spoerry, die Hütte durch den Anbau eines Winterraumes wohnlicher gestaltet, hat die erste Winterschutzhütte des S.A.C. an Anziehungskraft viel gewonnen. Auf alle Fälle ist man sicher, in der Spitzmeilenhütte kein Grossstadtpublikum zu finden, sondern Skifahrer, die den Wert des Skitages nicht nach Sekunden und abgerasten Höhenmetern bewerten.
(Quelle: Hans Schmid in: Der Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 1, Januar 1954, S. 3f.)
Frühjahrs-Hauptversammlung
Sonntag, den 16. Mai 1954, im Hotel „Bahnhof“ in Buchs
Traktandum 6: Vorläufige Stellungnahme zu einer Veräusserung der Piz Solhütte
Wie zu erwarten war, haben sich seit der Eröffnung der Bahnen die Verhältnisse am Piz Sol gründlich geändert und auch unsere Hütte in eine ganz neue Situation gestellt. Der Vorstand ist sich klar, dass diesen Veränderungen Rechnung getragen werden muss und sieht zwei Möglichkeiten:
Die Sektion behält die Hütte, gibt sie aber in Pacht. Das bedingt einen sehr kostspieligen Ausbau (Vergrösserung des Aufenthaltsraumes und der Küche, sanitäre Anlagen, Heizung).
Die Sektion verkauft die Hütte in ihrem jetzigen Zustand und erstattet dem Gesamtklub die seinerzeit bezogenen Subventionen zurück.
Der Vorstand neigt mehrheitlich zu der zweiten Lösung, weil die Hütte in ihrem ursprünglichen Zweck weitgehend entfremdet ist. […] Wir wollen die Angelegenheit nicht überstürzen, möchten uns aber die Möglichkeit geben lassen, im günstigsten Moment und wenn es die Umstände erfordern, zu handeln. Wir haben im Sinne, das Central-Comité zu ersuchen, uns von der Abgeordneten-Versammlung 1954 das Recht zum Verkauf der Piz Solhütte geben zu lassen.
(Quelle: Jakob Frigg in: Der Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 4, Mai 1954, S. 17f.)
Verkauf der Piz Solhütte?
Mit dem Bau der Piz Sol-Bahnen ist der Piz Sol für viele Besucher eine Eintagstour geworden. Damit werden zweifelsohne auch die Verhältnisse für unsere Hütte tangiert. Der Umfang der Veränderungen ist noch nicht feststellbar. Es gibt Klubkameraden, die von grundlegenden Veränderungen sprechen und daher die Hütte lieber schon heute als erst morgen verkaufen möchten. Andere wiederum finden die neue Situation nicht dermassen verändert, als dass es sich heute nur rechtfertigen würde, einen Verkauf der Hütte ins Auge zu fassen. Die bisherigen Erfahrungen von gut vier Monaten (seit Inbetriebnahme der Bahnen) haben aber gezeigt, dass wir Piz Söler im allgemeinen die Dinge mit einer all zu schwarzen Brille kommen sahen. Aus diesem Grunde sind die Stimmen denn auch unter uns Einheimischen wieder zahlreicher geworden, die von einem Verkauf der Hütte nichts wissen wollen.
Nachdem der Piz Sol seit Jahren immer mehr ein Winterberg geworden ist, müssen wir die Frage: Bleibt der Piz Sol unser Skiberg? mit der Gegenfrage beantworten: Wo haben wir in unserer Nähe einen gleichwertigen Ersatz, auf den keine Bahn hinaufführt? Für den Piz Sol kann nun aber leider ein solcher Ersatz nicht gefunden werden. Daher ist vorauszusehen, dass der Piz Sol auch in Zukunft das bevorzugte Wintertourengebiet für uns Oberländer SACler bleibt. Der Piz Sol ist nun einmal ein grandioser Skiberg und wird es auch in Zukunft bleiben, ob man mit oder ohne Bahn auf eine gewisse Höhe aufsteigt.
Man darf in den orthodoxen SAC-Kreisen nicht vergessen, dass der SAC an der Wiege der alpinen Massenerscheinungen steht. In der Schule und in sportlichen Jugendorganisationen ist mit seiner Mithilfe eine Generation herangezogen worden, die im vergangenen Krieg unserem nationalen Losungswort: „das ganze Volk fährt Ski“ eine gewisse Realität verlieh.
(Quelle: Dr. R. Oertli in: Der Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 7, Juli 1954, S. 33ff.)
Die Klubhütte
Wie herrlich und wohltuend war es, dem grässlichen Asphaltdschungel mit seinem nur noch von materialistischem Denken und Treiben erfüllten Gehetze entronnen zu sein, im kleinen Klubstüblein oder in der noch kleineren Küche der grosse Hütte mit zwei, drei Kameraden, allein, oder mit dem Hüttenwart zu plaudern. Im flackernden Schein der Petrollaterne wurden alte Sagen an Jüngere weitergegeben und manch einer glaubte, er sehe nun tatsächlich das Piz Sol-Mannli vom Wangserseeli heraufsteigen. Gut ausgeruht und geistig völlig entspannt wurden anderntags die Touren unternommen. Wir schätzten die Hütte nach einer strengen Tour oder auch besonders bei stürmischem Wetter als willkommene Herberge, nein, mehr als persönliches Heim und war sie noch so kalt – stets fühlte man sich geborgen.
Der wolkenlose Wintermorgen machte mir das Aufstehen wieder einmal zur Freude. Zwar leuchtete noch keine Sonne und nur wenig heller war der Osten als der Süden. Kaum zehn Personen nächtigten in der ganzen Piz Solhütte verteilt. Im Herd glimmte noch etwas Holz und bald knisterte das Feuer und zischte das Fett beim Braten des Specks und die Spiegeleier guckten schlafend aus der Pfanne, doch nicht lange. Der schwere Sack trieb mir den Schweiss aus allen Poren und ich war froh, bei Sonnenaufgang schon am Sazmartinhorn, in meinem Versuchsgelände, zu sein. Gegen Mittag kam ich zurück, mit der Gewissheit, etwas geleistet zu haben. Unglaublich, diese Masse Volk – Schweizerdeutsch ganz selten auch noch vorhanden. Ein Eintreten in die Hütte unmöglich, Absitzen ausgeschlossen. Ein Tumult wie bei einem Jahrmarkt und immer noch neue Massen strömten der Hütte zu, nicht enden wollende Kolonnen in allen Farben. In allen Stellungen umlagerten sie die Hütte zwischen leeren Flaschen, Krügen, Gläsern, Tassen, Konservenbüchsen, Orangenschalen, Papierfetzen und Skifahrer-Utensilien. „Herr Hüttenwart, da hat jemand meinen roten Rucksack gestohlen, ich habe Ihnen ja gesagt, Sie sollen aufpassen! Eine Portion Tee mit sieben Gläsern bitte! Ich muss ein anderes Glas haben, dieses ist mir in den Schnee gefallen und schmutzig geworden! Geben Sie mir diese Flasche voll heisses Wasser, Wasser kostet doch nichts! Heizen Sie bitte etwas mehr, sonst werden meine Socken nicht mehr trocken, wir wollen in einer halben Stunde abfahren!“ So ging es zu und her, 50, 100, 200 und mehr Personen redeten auf einmal und wie! Einige Sektionsmitglieder und häufige Besucher der Hütte verpflegten sich im kleinen Schlafraum im ersten Stock, ich verzog mich nach Süden der Lasa zu und hatte dort meine Ruhe.
(Quelle: Ernst Rohrer in: Der Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 9, September 1954, S. 45f.)
Ausbau der Pizolhütte
Über den Ausbau der Piz Solhütte orientierte ausführlich der Sektionspräsident [Jakob Frigg]. Er dankt dem als Hüttenchef der Piz Solhütte demissionierenden Hans Schmid, der während 36 Jahren als initiativer und gewissenhafter Obmann der Piz Solhütte eigentlich Gestalt und grosses Ansehen gab. An seine Stelle tritt Felix Locher, Bad Ragaz. Auch in der Bewartung tritt ein Wechsel ein, indem an Stelle der Familie Allenspach Emil Sulser mit seiner Frau die Bewartung der Hütte übernimmt. Der Charakter einer Klubhütte soll in der Piz Solhütte trotz der völlig veränderten Besucherverhältnisse gewahrt werden (kein Konsumationszwang). Ein- Aus- und Umbau soll staffelweise geschehen, gemäss der Dringlichkeit und der zur Verfügung stehenden Mittel. In erster Linie sind die Beschädigungen zu beheben, die der letztjährige Sturm an der Bedachung angerichtet hat. Die Küche soll auf Kosten des dem Hüttenwart zur Verfügung stehenden Raumes vergrössert werden. Dem Hüttenwart soll im obern Stockwerk ein neuer Raum hergerichtet werden. Der bisherige Schlafraum für Klubmitglieder soll zur Vergrösserung des 2. Aufenthaltsraumes umgebaut werden. Abort- und Wasserleitungsfragen werden ebenfalls gelöst werden müssen. Der entscheidende Punkt ist die Finanzierung. Man will sich nicht in Abenteuer einlassen. Es dürfen nicht zu viele Mittel hineingesteckt werden, da man doch nicht voraussehen kann, was mit der Hütte noch geschehen wird.
(Quelle: Emil Grüninger in: Der Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 5, Mai 1955, S. 26f.)
“Wachtablösung” am Piz Sol
Auf Ende der Wintersaison sah sich unsere Hüttenwartfamilie aus triftigen Gründen gezwungen, ihren Posten zu verlassen. Während drei Jahren erlebte sie den Umschwung am Piz Sol aus nächster Nähe, erlebte es, wie viel Gemütlichkeit, Einfachheit und Hilfsbereitschaft schwanden, und hatte sich in die veränderten Verhältnisse zu finden. Wenn das vielleicht nicht immer restlos gelang, so wollen wir dem Hüttenwart zugute halten, dass es wirklich nicht leicht, ja sogar unmöglich war, in der unverändert gebliebenen Hütte sowohl den Besuchern mit moderneren Ansprüchen zu genügen, als auch den Touristen alter Sorte gerecht zu werden. Seine Erfahrungen kommen nun dem Nachfolger zugute und werden uns auch Grundlage für den Ausbau der Hütte sein.
(Quelle: Jakob Frigg in: Der Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 5, Mai 1955, S. 30f.)
Verkauf der Piz Sol-Hütte
Unsere Piz Sol-Hütte wurde im Sommer 1915 erbaut und am 2. Juli 1916 eingeweiht und dem Betrieb übergeben. Verschiedene Male wurde um- und angebaut, um dem stets grösser werdenden Hüttenbesuch gerecht zu werden. Als dann vor einigen Jahren die Piz Sol-Bahnen gebaut wurden, wurde die Piz Sol-Hütte immer mehr ihrer ursprünglichen Bestimmung entfremdet. Sie verwandelte sich mehr und mehr in einen Restaurationsbetrieb. So tauchte bald einmal der Gedanke auf, sie zu verkaufen. 1959 wurde an der Herbsthauptversammlung ein diesbezüglicher Beschluss gefasst. Vor kurzem nun konnte in der Wangs-Piz Sol-Bahn ein Käufer gefunden werden. Nachdem die ausserordentliche Mitgliederversammlung vom 20. Juli 1963 den Verkaufsbedingungen* zugestimmt hatte, wurde die Piz Sol-Hütte Freitag, den 26. Juli 1963 verschrieben und ist damit in den Besitz der Wangs-Piz Sol-Bahn übergegangen.
*Folgender Antrag wurde fast einstimmig angenommen: „Die heutige Mitgliederversammlung ermächtigt den Vorstand, die Piz Sol-Hütte der Wangs-Piz Sol-Bahn nicht unter Fr. 150 000.– zu verkaufen.“
(Quelle: Piz Sol. Klubnachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 7, August 1963, S. 41f.)
Abschied von unserer Piz Sol-Hütte
27./28. Juli 1963
Samstagmorgen: Durch grauen, dicken Nebel führt die Wangs-Piz Sol-Bahn 4 Piz Söler der Höhe entgegen. Kurz vor der Soldanella lichtet sich der Nebel, die Sonne bricht durch und herrlich blauer Himmel heitert uns auf. Mit der ganzen Pracht der sie umgebenden Bergwelt empfängt uns die Hütte. Unter uns in den Tälern wogt ein Nebelmeer, als wäre es schon Herbst.
Samstagvormittag: Die Vorstandsmitglieder nehmen ihre letzte Amtshandlung in der Hütte vor; sie nehmen das Inventar auf. Alles wird gezählt und mit der Liste verglichen. Als Vertreter der Wangs-Piz Sol-Bahn weilt Gemeindeammann Vogler von Mels unter uns. Kurz vor Mittag sind wir fertig. Alles in allem stimmt es.
Samstagnachmittag: Wir beenden die Montage der sechs neuen Fensterläden, die wir heute morgen heraufgebracht haben. Am laufenden Band treffen Gäste ein. Auch wir erhalten Verstärkung durch drei weitere Sektionsmitglieder. Mit ihrer Unterstützung geht die Arbeit rasch vonstatten.
Samstagabend: Ein gemütlicher Jass vereinigt alle Piz Söler an einem Tisch. Ein feines Nachtessen gibt neue Kräfte. Auserlesener Veltliner sorgt für die nötige Wärme. Erinnerungen an längst vergangene Hüttenabende werden lebendig.
Samstagnacht: Leise Wehmut, dass die Hütte nicht mehr uns ist, packt uns. Glücklicherweise bringt uns bald ein mächtiges Schweinskotelett auf andere Gedanken.
Mitternacht: Röbi Giger erinnert sich plötzlich seiner Eigenschaft als Vizepräsident. Er gründet den Vorstandstisch, setzt sich an seine Spitze und hält von ihm aus eine längere Rede, in der er dem Hüttenwart Hans Good den besten Dank für die geleisteten Dienste ausspricht.
Sonntagmorgen ganz früh: Die Frau Hüttenwartin stösst zu uns. Röbi stellt mit Entsetzen fest, dass seine Rede ja nur die eine Hälfte erreicht hat. Also hebt er nochmals an, vom Vorstandstische aus Worte des Dankes und der Anerkennung zu spenden. Und ich lüge nicht, wenn ich behaupte, dass diese zweite Auflage noch blumiger, noch wortreicher, noch flüssiger ausfiel, enthielt sie doch mindestens drei Vorstandstische mehr.
Eine halbe Stunde später: Die Piz Söler marschieren barfuss zum Wangserseelein hinunter, um die Füsse zu baden. Die Fussohlen brennen, schmerzhafte Rufe dringen durch die Stille und verraten die spitzigen Steine, steile Grashalden zwingen zum Hinunterpurzeln, kurz und gut, eine gespenstische Angelegenheit.
Sonntagmorgen: Alles ist auf den Beinen, nur die Piz Söler schlafen.
Sonntagvormittag früh: Die Piz Söler sitzen am Frühstückstisch. Röbi Giger erledigt mit dem Hüttenwart die letzte Abrechnung, worauf er sich verabschiedet. Der Rest besteigt unter Führung des Aktuars den Piz Sol-Gipfel.
Sonntagmittag: Wir sitzen oben auf dem Gipfel. Unsere Blicke gleiten in die Runde. Ringsum Berge, nicht als Berge. In den Tälern unten liegt immer noch der Nebel.
Sonntagnachmittag: Wir sind wieder bei der Hütte. Wir packen. Hüttenbücher und das Rettungsmaterial (Gramingersitz, Sondierstangen, Lawinenschaufeln, Seil) werden auf die einzelnen Leute verteilt. Dann nehmen wir Abschied. Alle sind plötzlich still. In die Freude und Erleichterung der Vorstandsmitglieder, dem ganzen Treiben der letzten Jahre um die Piz Sol-Hütte nun endlich los zu sein, mischt sich doch ein wenig die Trauer. Aber schon entschwindet die Hütte unseren Blicken. Ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der SAC-Sektion Piz Sol ist abgeschlossen.
(Quelle: Piz Sol. Klubnachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 7, August 1963, S. 42-44)
Verkauf der Piz Solhütte
Der Verkauf der Piz Solhütte kann leider nicht als erfreuliches Geschehen in der Geschichte der Sektion, wie auch des SAC bezeichnet werden. Es gibt sicher keinen einzigen Piz Söler, der hierüber erfreut gewesen wäre. Wohl bildete der Verkauf der Hütte den Schlusstrich unter einen immer weniger erfreulich gewordenen Zustand. Dass der Vorstand aber diesen Schlusstrich mit Freude oder Genugtuung gezogen hätte, kann ich frei und offen verneinen. Es war einfach die einzig saubere Lösung einer unhaltbar gewordenen Situation. So wie ein Leiden oft nur durch einen entscheidenden operativen Eingriff behoben werden kann, so war es mit dem Verkauf der Piz Solhütte. Gleich wie sich der Patient nur ungern, ja notgedrungen, der Operation unterzieht, so haben auch wir uns nur ungern zum entscheidenden Schritt entschlossen, der bereits früher an einer Mitgliederversammlung sanktioniert worden war. Wenn wir, der Vorstand und die Sektion, diesen Schritt getan haben, so haben wir uns so verhalten wie der Alpinist, der im Blick auf ein zu gefährliches Unterfangen auf den weiteren Aufstieg verzichtet und den Rückweg antritt, so schwer es ihm fallen mag. Ist es deswegen kein rechter Alpinist? Im Gegenteil. Es braucht oft mehr Überwindung, umzukehren, als weiterzugehen. Nun ist der Schritt getan. Wir haben uns von der Hütte losgelöst. Es war und ist eine Loslösung von etwas, das einem lieb geworden ist, ich möchte sagen von einem Stück der Sektion. Sollen wir der Hütte nachtrauern? Ja, gewiss. Sie war jahrelang eine wirkliche SAC-Hütte, eine traute Unterkunft, wo man unter seinesgleichen war, wo man sich wohlfühlte, auch wenn der Schlafplatz manchmal eng und hart war. Man fühlte sich in der Hütte irgendwie daheim, traf fast immer gute Bekannte und last not least, man war Herr im eigenen Haus. Das war die gute alte Zeit.
Und heute? Ich war kürzlich wieder einmal mit den Brettern oben, kehrte wie gewohnt zu einem Trunk ein. Von den spärlich anwesenden Besuchern im alten Hüttenraum bemerkte einer zu seinem Kollegen: „Du, das isch denn kei SAC-Hütte meh, das isch a Beiz.“ (Die Tische waren gedeckt für die Gäste, nur wenige Plätze waren frei für das gewöhnliche Volk.) Treffender kann man die heutige Situation wohl kaum bezeichnen. Derjenige – übrigens ein gänzlich Unbekannter – der sich geäussert hatte, war nicht etwa einer von der ganz alten Garde, beileibe nicht, er war wesentlich jünger als ich. Damit möchte ich dieses Thema, das mir, und nicht nur mir sondern dem ganzen Vorstand lange Zeit zu schaffen gab, verlassen. Eine Epoche liegt hinter uns.
(Quelle: Andreas Beusch in: Piz Sol. Nachrichten der Sektion Piz Sol, Nr. 4, April 1964, S. 14f.)