Pfeffers-Bad. Ist für Reisende wegen seiner Lage merkwürdig. Es liegt in einem grässlichen Felsschlunde dicht an der wilden Tamin. Die Felswände, die sich gleich hinter dem Badhause erheben, sind 664 F. hoch. Die Quelle soll im J. 1038, nach anderen im J. 1240, entdeckt worden seyn. Bis 1630 bedienten sich die Kranken des Wassers bey der Quelle selbst, zu der sie mit Hülfe von Stricken, von Leitern, und zuletzt auf einer hölzernen hängenden Brücke gelangten. In dem genannten Jahre leitete man sie 600 Schritte weit an einen Ort, wo sich die Felsen etwas erweiterten, und baute Hütten. Nicht ferne von diesem Ort baute das Kloster Pfeffers, dem die Quelle gehört, im Anfang dieses Jahrhunderts, das grosse Badhaus, was jetzt da steht. Es ist vier Stock hoch und hat Raum für 200 Personen. Die Quelle ist jetzt 7-800 Schritt entfernt; wenn man Muth hat, und keinem Schwindel unterworfen ist, kann man auf den schlüpfrigen Brettern, die an den Felswänden auf eingeschlagenen Keilen liegen, und gerade über die Tamin hängen, die schwarz unter den Füssen in der Tiefe braust, bis dahin gelangen, wo sie aus den Felsen hinauskömmt. Es ist besser keinen Stock mitzunehmen, damit man sich mit den Händen an die Felsen und die Röhren halten kann, und seinen Führer so vor sich hergehen zu lassen, dass man nicht mit ihm zugleich auf einem Brette ist; denn man trift bisweilen nur ein einfaches, schmales und altes Brett. – Die Badezeit und Trinkkur dauert vom Juny bis im August; man ist so gut bedient, als es da möglich ist, und man bezahlt billig. – Es ist ein Billiard da, aber keine Spatziergänge. Will man aus dem Schlunde ins Freye, so muss man eine kleine halbe Stunde steigen, wo man dann in ein intressantes Thal gelangt, in dem man angenehme Spatziergänge machen kann. Das Dorf Valens liegt in demselben; nach Süden steht der hohe Galanda-Berg, an dessen Fuss man den Eingang ins Vättis-Thal erblickt. – Das Kloster ist 1 St. vom Bade nach Ragatz zu. – Personen, die nicht reiten können, werden in das Bad von Ragatz aus getragen. (Autor Conr. Rahn, 1757)
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Ragatz: Wirthshaus: Wilde Mann. – Die wilde Tamin, die schon mehreremale diesem Dorfe grossen Schaden zugefügt hat, tritt hier aus ihrem schwarzen Schlunde heraus, und ergiesst sich bald in den Rhein. Die Stelle, wo sie zwischen den Felswänden hervorbraust, ist sehr intressant; man darf nur dem Brausen folgen, um hinzukommen. – Dicht bey dem Dorfe sieht man die Ruinen der Schlösser Nydberg und Freudenberg. – Es gehen von hier zwey Wege nach dem Bade Pfeffers: Der eine über das Dorf Valenz in 2 ½ St. Dies ist die grosse Strasse, die man bis fast ins Bad reiten kann; der andere bey dem Kloster Pfeffers vorbey in 2 St. Dem Fremden rathe ich bey dem Hingehen den letztern zu nehmen, und auf dem erstern zurückzukehren. Bis an das Kloster, ziemlich Berg auf, kann man reiten; man hat unterwegs sehr intressante Aussichten auf das Sarganser-Land, den Rhein, die Stadt und das Schloss Sargans, den Schollberg an dem letztre liegen, rechts hinab nach den Gebirgen von Werdenberg und Sax, links auf die sieben Kurfürsten.- Das Kloster ist im J. 720 gestiftet. Aus den Zimmern und vom Thurm desselben Aussichten auf das Thal, was der Rhein durchströmt, viele Dörfer, und die Gebirge des Bündtner-Landes. Dem Kloster gegenüber ist ein sehr artiger Wasserfall. Von hier führt ein Fussweg an dem Abhange der fruchtbaren Berge ½ St. fort, und dann in den Schlund hinab über Treppen und Brücken nach dem Bad. Ehe man hinabsteigt, kömmt man an eine Stelle, wo man grade unter sich in der schwarzen Tiefe das Badhaus erblickt.
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… Dies sind die durch die auflösende, reinigende, alles durchdringende Kraft berühmten Bäder zu Pfeffers in der Vogtey Sargans, und zu Leuck in Wallis, deren Wasser eben so viel zum Trinken als zum Baden gebraucht wird. Um sich von mannigfachen Beschwerden und Krankheiten, die in Verstopfungen, in Schärfen und andern Ursachen ihren Ursprung haben, zu heilen, könnten sich also Reisende mit grossem Nutzen hier aufhalten. Da die äussern Anstalten, welche die Bequemlichkeiten aller Art angehen, in allen Schweitzer-Bädern, wenige ausgenommen, im Vergleich mit den deutschen und französischen so sehr schlecht sind, so kann man sie denen, die weite Reisen deswegen allein thun wollen, nicht so laut empfehlen. …
(Quelle: „Anleitung auf die nützlichste und genussvollste Art in der Schweitz zu reisen“ J. G. Ebel, M.D. Zürich. Bey Orell, Gessner, Füssli und Compagnie, 1793.)